Berufslehre fördern – Fachkräftemangel entgegenwirken – Wirtschaft stärken
Alle reden vom Fachkräftemangel. Um diesem entgegenzuwirken, müssen wir nicht mehr Fachkräfte ins Land holen, sondern unsere eigenen Leute, insbesondere unsere Jugendlichen gut ausbilden. Die Schweiz verfügt über eines der weltbesten Ausbildungssysteme. Wir müssen das Gelbe vom Ei nicht neu erfinden, wir haben es bereits!

Vom 17. – 20. September 2025 fanden die Swisskills in Bern statt. Dort zeigten die Lernenden ihr ganzes Können. Diese Veranstaltung ist beste Werbung für die Berufe und unser Berufsbildungssystem. Werbung dafür machte auch das Westschweizer Fernsehen. Am Samstag wurde über 2 Stunden live vom Finale des Swisskills gesendet. Das grosse Interesse für die Swisskills in der Romandie mag erstaunen, ist doch die Gymiquote in der Romandie um einiges höher als in den meisten Deutschschweizer Kantonen. Aber eventuell wurde ja gerade wegen der hohen Gymiquote so intensiv darüber berichtet, um die Attraktivität der Berufslehren zu zeigen.
Dass eine Lehre mehr als attraktiv ist, spürte man bei den Jugendlichen, die an den Swisskills teilnahmen. Es war schön zu sehen, mit wie viel Begeisterung sie ihre Berufe ausleben. Sie sind stolz darauf, was sie täglich leisten und sie sind bereits während der Lehre Teil unserer Wirtschaft.
Auch ich als Berufsbildnerin bin stolz auf unsere Jugendlichen und es macht Spass angehende Berufsleute ausbilden zu dürfen. Es macht mich aber schon nachdenklich, dass im Kanton Zug aktuell gerade mal noch 51% der Schulabgänger eine Lehre machen. Auch die Gymiqoute ist enorm hoch.
In der nächsten Kantonsratssitzung werden wir darüber bestimmen, ob der Zugang zum Langzeitgymi strenger reguliert werden soll. Der Bildungsrat hat ein Übertrittsverfahren entworfen, dass zum bisherigen Verfahren noch ein zusätzliches Testelement enthält. Dagegen wurde bekanntlich eine Initiative für den weiterhin prüfungsfreien Übertritt ins Langzeitgymi lanciert. Nun wurde dazu auch noch ein Gegenvorschlag erarbeitet, der insgesamt 22 Tests von der 4. bis zur 9. Klasse beinhaltet. Ziel dieser Tests soll eine Eichung der Schulnoten im ganzen Kanton sein. Abgesehen davon, dass das ein riesiger Aufwand bedeutet, zweifle ich, ob der gewünschte Effekt der Eichung tatsächlich eintrifft.
Auch die Lehrerschaft ist wenig begeistert von den 22 Tests, bedeutet dies doch einen gravierenden Einschnitt in ihre freie Unterrichtsplanung. Nun sind zur 2. Lesung dieses Geschäfts einige Anträge eingegangen, die alle darauf abzielen, diesen Gegenvorschlag auch noch abzuschwächen, so dass es faktisch wieder zum prüfungsfreien Übertritt ins Langzeitgymi kommt. Es wird eine spannende Sitzung.
Bei alledem dürfen wir aber nicht vergessen, um was es eigentlich geht. Die Berufslehre soll wieder an Bedeutung gewinnen. So entgegnen wir am besten und wirksamsten dem Fachkräftemangel und stärken unsere Wirtschaft. Zudem wage ich als Arbeitsagogin zu behaupten, dass viele Jugendliche, die orientierungslos und suchend im Leben sind, in einer Lehre gut aufgehoben wären, denn Arbeit ist sinnstiftend und lässt Selbstwirksamkeit spüren.
Daher müssen wir die Berufslehre fördern und den Zugang zum Langzeitgymi steuern. Der Vorschlag des Bildungsrates mit dem zusätzlichen Testelement ist immer noch der fairste und einfachste Weg zur gezielten Regulierung. Ich hoffe sehr, dass der Kantonsrat noch ein Einsehen hat und sowohl Initiative als auch Gegenvorschlag ablehnt.
Esther Monney, Unterägeri
Kantonsrätin SVP