In Menschen statt in Strukturen investieren
Kürzlich habe ich einen aufgebrachten Leserbrief eines Mitglieds der Eltern-Lehrer-Gruppe Schulhaus Guthirt (ELG Guthirt) gelesen und festgestellt, dass der Autorin die Zuständigkeiten im Bildungswesen des Kantons Zug zu wenig bekannt sind.
Sie greift die kantonale Bildungsdirektion hart an, obwohl sie sich über Themen enerviert, die vollends in die Verantwortung des städtischen Bildungsdepartementes fallen. Für Schulraum, Betreuung und Anstellungen ist nämlich die Stadt Zug und nicht der Kanton zuständig.
Die kantonale Bildungsdirektion sorgt übrigens für sehr gute Rahmenbedingungen. Diese sind im Kanton Zug in vielerlei Hinsicht überdurchschnittlich, sodass wir im Gegensatz zu vielen anderen Kantonen kaum Lehrermangel kennen. Die Zuger Stellen sind besetzt.
Dank eines Vorstosses aus der SVP bildet die PH Zug heute wieder Generalisten aus (Lehrpersonen, die alle Fächer unterrichten dürfen), was die Arbeit der Gemeinden als Anstellungsbehörden sehr erleichtert.
Regierungsrat Stephan Schleiss war zudem der erste Bildungsdirektor seit Jahren, der die Lehrpersonen direkt entlastet hat. Getreu seinem Motto, in Menschen, statt in Strukturen zu investieren. Bei der Steuerung des Zutritts ans Langzeitgymnasium (an allen anderen Übertritten ändert sich nichts) geht es darum, die Sek als Rückgrat der Bildungsvielfalt nicht weiter zu schwächen.
Wenn in der Stadt Zug 37 % der Kinder direkt ans Langzeitgymnasium geschickt werden, dann ist der prüfungsfreie Übertritt am Ende. Wenn das Pferd tot ist, muss man absteigen. Der Schutz der Bildungsvielfalt ist ein strategisches Anliegen mit Zuständigkeit Kanton. Die Übertrittsprüfung kann und soll man differenziert betrachten, nur sollte man sich nicht der Illusion hingeben, der prüfungsfreie Übertritt wäre in irgendeiner Form chancengerechter.
Maria Cattaneo und Stefan Wolter von der Schweizer Koordinationsstelle für Bildungsforschung warnen jedenfalls davor, dass ein leichter Zugang zum Langzeitgymnasium der Chancengerechtigkeit einen Bärendienst erweisen würde, «weil vor allem Kinder von Akademikern sich diesen leichteren Zugang zunutze machen würden».
Vielleicht ist es am Ende dann halt doch die Angst, der eigene Nachwuchs könnte es nicht ans Langzeitgymnasium schaffen. Die Nachhilfehysterie, die jetzt oft im Zusammenhang mit der Übertrittsprüfung genannt wird, scheint vor allem ein Problem der Stadt Zürcher Linken zu sein.
Fast alle Kantone östlich der Reuss kennen eine Übertrittsprüfung fürs Gymnasium und finden nix Schlimmes daran. dass an diesem Punkt eine Leistungshürde übersprungen werden muss. Das ist für leistungsstarke Schüler kein Problem und für die Bildungsvielfalt wichtig.
Gregor R. Bruhin, Gemeinderat und Kantonsratskandidat SVP Zug