Kurzbeinige Wadenbeisser

Das positive vorab; sogar das Kantonsparlament nimmt sich Zeit über die ungute Entwicklung in unserer Gesellschaft überhaupt zu debattieren, allerdings auf seltsame Art.

Es ist nie angenehm Missstände, vor allem dann, wenn ein gewisses Selbstverschulden und Dulden vorliegt, einzugestehen. Wenn die echten Probleme, die die Gesellschaft in unserem Kanton bewegen, auf den Tisch kommen, jaulen die Verursacher und deren Mitläufer. Ja, sie jaulen nicht nur, sondern sie entpuppen sich als richtige Wadenbeisser. Damit muss man rechnen. Wenn die Gewaltbereitschaft dermassen zunimmt, wenn die Unsicherheiten in unseren Schulen solch beängstigende Ausmasse annehmen, muss dagegen mit aller Schärfe reagiert werden. Wenn zwei Totschläger nach 2-3 Tagen U-Haft wieder auf freiem Fuss sind, ist der zunehmenden Verrohung Tür und Tor geöffnet. Und wenn zum vorneherein auf fahrlässige Tötung untersucht wird, bevor eine Beurteilung durch ein Gericht vorliegt, dann muss jemand einen Riegel schieben.

Dies ist nie angenehm und mit vielen Attacken auch politischer Art verbunden. Dies bin ich mir stets bewusst, das kann jedoch mein Verhalten nicht beeinflussen. Wer dieser Entwicklung zuschaut, wenn möglich aus einer sicheren Kanzlei heraus, hat in der Bundespolitik nichts verloren und auch nicht auf einem vorderen Listenplatz einer Partei. Solche Laisser-faire-Politiker und -Politikerinnen hat es in Bundesbern genug.

Marcel Scherer, Nationalrat