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Tangente Zug/Baar – Meist ist das Zweitbeste das Beste

Die meisten von uns sorgten in jugendlichen Jahren für eine kleine Familienkrise, als sie den Eltern kurzerhand mitteilten, ab morgen würden sie nicht mehr zur Schule gehen. Und die darauf folgenden Diskussionen endeten meist mit der Erkenntnis, dass eine echte Alternative zum offiziellen Bildungsweg dummerweise fehlt. An solch jungendlichen Übermut erinnern mich Gegner der Tangente Zug/Baar, die das notwendige Geld lieber in intelligente Verkehrssysteme umleiten möchten. Denn das klingt zwar schön, ist aber ebenso wenig durchdacht wie eine Schulflucht. Jedenfalls haben die Tangenten-Gegner keine konkrete Idee anzubieten, was mit den „gesparten“ 200 Mio. Franken geschehen soll. Eine Stadtbahn bauen? Haben wir doch schon. Die ZVB finanzieren? Geschieht doch bereits. Und dann bleibt die Frage ja noch immer offen, was ein intelligentes Verkehrssystem ist. Um zu erkennen, dass selbst die attraktivsten öffentlichen Verkehrsbetriebe nicht alle Probleme lösen können, braucht es kein Hochschulstudium. Ohne ein modernes Strassennetz ist eine zeitgemässe Mobilität nun mal nicht möglich. Das hat nicht zuletzt der Chef der ZVB, Hugo Berchtold, kürzlich in einem bemerkenswerten Interview betont. Und er wies auch ausdrücklich darauf hin, dass seine Busfahrer auf gut ausgebaute Strassen angewiesen sind. Das gilt vor allem für die Berggemeinden, aber auch für etliche Gebiete im Ennetsee.

Ich bin froh, dass Hugo Berchtold so klar Stellung bezieht und teile die Meinung, dass der Kampf Schiene/Bus gegen Individualverkehr ein Scheingefecht ist, bei dem es nur Verlierer geben kann. Viel klüger ist es, sich mit der Realität abzufinden, dass keine Lösung gibt, die für alle Beteiligten die beste ist. Anders gesagt: Wir sollten einen guten Mix zwischen Individualverkehr und dem Duo Schiene/Bus anstreben. Aber wenn wir die Investitionen der letzten Jahrzehnte betrachten, ist genau dieser Mix nicht mehr gegeben. Denn Zug hat zwar richtigerweise gewaltig in den ÖV investiert, das Kantonsstrassennetz jedoch vernachlässigt. Und wenn in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Siedlungen entstanden, genügt ein Strassensystem auf dem Stand von 1970 eben nicht mehr. Wer das bezweifelt, betrachte das tägliche Geschehen rund um den Baarer-Kreuzplatz, der Baarer Marktgasse, bei der Grauen Gutschrankabfahrt oder in der Zuger Neugasse. Und wer diesem Chaos ein schnelles Ende wünscht, muss wohl oder übel dafür sorgen, dass solche Nadelöhre verschwinden. Die Tangente mag vielleicht nur die zweitbeste Lösung der Verkehrsprobleme sein. Aber eine bessere zur Entlastung und zur Beendigung von umweltschädigendem Stop-and-go- oder lästigem Schleichverkehr gibt es nicht.

Was der Bau der Tangente nach ihrer Vollendung Positives bringen wird, zeigt die Eröffnung der Nordzufahrt Zug. Dank dieser Investition gibt es kaum mehr nennenswerte Staus. Und Baarerstrasse sowie Chamerstrasse sind wesentlich entlastet.
Das sinnvolle Projekt mit dem Argument der „Grünen Lunge“ zu bekämpfen, mag aus Sicht einiger Anwohner verständlich sein. Aber selbst wenn das nicht gern gehört wird, darf man doch daran erinnern, dass diese grüne Lunge bisher nicht durch Strassen verkleinert wurde, sondern durch die Häuser, in denen nun die Bewahrer von Grünflächen wohnen. Und wer gibt uns die Garantie, dass dieses Grün nicht bunten Mauerfarben weiterer Wohnbauten weichen muss?

So schön der Traum auch ist, ein erstrebenswertes Ziel ohne Mühen zu erreichen, Realität wird er leider nie. Und wer alle Vor- und Nachteile des Projekts Tangente Zug/Baar in Ruhe abwägt, kann ihm eigentlich nur zustimmen. Auch weil in diesem Fall die zweitbeste Lösung sicher die beste ist.

Silvia Künzli-Schürmann, Baar
Kantonsrätin
28. Oktober 2009

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