Wie weiter mit dem Zuger Verkehr?
Die Zuger Bevölkerung hat die beiden Umfahrungen in Unterägeri und Zug überraschend deutlich abgelehnt. Die linke Politik fühlt sich bestärkt und wähnt sich als Sieger. Doch ist das so? Eine Einschätzung.
Die Analysen der Wahlresultate laufen auf Hochtouren. Obschon die politische Mehrheit aus FDP, Mitte, SVP und GLP für die Projekte waren, scheiterten diese beim Stimmvolk. Eine absehbare Lösung der bestehenden Verkehrsprobleme liegt nicht vor. Im Gegenteil: SP und Grüne möchten das eingesparte Geld für anderes wie preisgünstiges Wohnen, Klimaschutz oder Armutsbekämpfung einsetzen.
Verkehrstechnisch möchte man weiterhin Langsamverkehr (Velowege) und ÖV fördern. Doch genau hier liegt das Problem: Wenn man Velo und ÖV fördern möchte, wird Platz benötigt. Um Platz zu gewinnen, muss der motorisierte Verkehr weichen. Und so lässt sich die Ware Absicht von links-grün erkennen: Man möchte schlicht und einfach die Autos weghaben! Und dem Klimaschutz wäre auch Genüge getan. Wenn alle Autos weg sind und nur noch mit Bahn, Bus oder Velo gefahren werden dürfte, wäre alles in Ordnung. Könnte man meinen.
In der Realität sieht es allerdings anders aus. Laut Statistikfachstelle des Kantons Zug, besitzen im Jahr 2021 88,4% der Zuger/-innen einen Führerausweis und 64,9% ein ÖV Abo. Der Anteil von Personen mit einem ÖV Abo sank von 2010 bis 2021 um knapp 3,5%, während der Anteil von Personen mit einem Führerausweis um 5,5% stieg. Und der Anteil von Haushalten mit Velos ist im gleichen Zeitraum um 6,2% noch stärker gesunken.
Der Fahrzeugbestand im Kanton Zug ist von 2005 bis 2022 von 62’206 auf 94’812 gestiegen, was einer Zunahme von rund 50% entspricht. Im selben Zeitraum ist die Bevölkerung um rund 20% gewachsen. Der Motorisierungsgrad im Kanton Zug ist der höchste in der Schweiz. 2022 kamen rund 731 Fahrzeuge auf 1’000 Zuger/-innen. In Schwyz waren es 653 Fahrzeuge, im Aargau 587, in Luzern 530 und in Zürich 482.
Das Auto ist nach wie vor das mit Abstand beliebteste Fortbewegungsmittel von Herrn und Frau Schweizer. Der motorisierte Individualverkehr wird weiterhin stark zunehmen. Es empfiehlt sich das hohe Verkehrsaufkommen ernst zu nehmen und Lösungen zu finden. Diese Umfahrungen werden früher oder später kommen müssen.
Alex Haslimann, Kantonsrat Risch