Verabschiedung von Bundesrat Martin Pfister als Regierungsrat im Zuger Kantonsrat am 27. März 2025
(Es gilt das gesprochene Wort, einzelne Kürzungen vorbehalten)

Sehr geehrter Herr Bundesrat, werter Herr Regierungsrat Martin Pfister
Sehr geehrter Herr Kantonsratspräsident, werter Stefan Moos
Sehr geehrte Damen und Herren des Zuger Kantonsrates
Werte Kolleginnen und Kollegen
Sehr geehrte Damen und Herren des Regierungsrates
Sehr geehrter Herr Landammann
Geschätzte anwesende Gäste und Zuschauer, werte Medienschaffende
Lieber Martin Pfister
Vorab: Namens des ganzen hier versammelten Zuger Kantonsrates, namens aller meiner und Deiner Kolleginnen und Kollegen möchte ich Dir zuerst ganz herzlich zu Deiner ehrenvollen Wahl in den Schweizerischen Bundesrat gratulieren und Dir dazu von Herzen alles Gute und viel Glück bei der Erfüllung der Pflichten Deiner neuen Aufgabe wünschen. (Pause)
Es mir und meiner Fraktion eine Ehre Dich hier zu verabschieden und Danke zu sagen.
Noch vor einigen Wochen hätte man jedem, der hier drin behauptet hätte, am 1. April hätte unser Kanton einen Vertreter im Bundesrat wohl eher ungläubig ein komisches Handzeichen gemacht – ein verfrühter 1. April-Scherz sozusagen – sehr zu unrecht, wie wir seit Mittwoch, dem 12.3.2025 um 09.11 Uhr genau wissen. Du bist seither der 123. Schweizer Bundesrat und der 3. Zuger Bundesrat seit 1848. Vom 4.5.2006 bis 25.2.2016, 10 Jahre lang warst Du Zuger Kantonsrat und auch Fraktionspräsident der CVP.
Persönlich habe ich vor allem Deine Zeit als CVP-Fraktionschef, am gleichen Platz wie Deine Nachfolger in Erinnerung. Das war von 2009 bis 2012. Der wohl wichtigste Vorstoss von Dir, bzw. Deiner Fraktion sei an dieser Stelle erwähnt: «#1840: Motion der CVP-Fraktion betreffend Wahl einer ständigen Bildungskommission» Der Antrag vom 9. Juni 2009 war kurz und bündig und lautete: «Der Kantonsrat wählt auf Beginn der nächsten Amtsdauer – zusammen mit den anderen Kommissionen mit ständigem Auftrag – zusätzlich eine Bildungskommission mit ständigem Auftrag» und dann die dazu gehörende Begründung. Und siehe da: Neben einem Antrag der SVP, den die Regierung nicht gut fand, nämlich die Abschaffung des Bildungsrates, folgte die Regierung dem Antrag und an der ersten Sitzung der neuen Legislatur 2011-2014, an der ich auch teilnehmen durfte hält das Protokoll fest: «Der Rat beschliesst mit 65:7 Stimmen, die Motion der CVP-Fraktion betreffend Wahl einer ständigen Bildungskommission erheblich zu erklären.» Der Rest ist Geschichte, und Du warst dann später auch der erste Präsident der Bildungskommission, die damals 27. Januar 2011 also vor 14 Jahren beschlossen wurde. Dann kam von 2012-2016 die Präsidentschaft der stärksten Partei im Kanon Zug.
Nach Deiner Wahl in den Regierungsrat Ende Februar 2016 hast Du verschiedene neue grosse Projekte angestossen und durchgezogen. Stichwortartig seien an dieser Stelle zwei aus einer ganzen Reihe von prägenden Projekten im Gesundheitsbereich des Kantons Zug erwähnt.
z.B. der Aufbau einer psychiatrischen Tagesklinik für Kinder und Jugendliche als ergänzendes Angebot zu stationären Behandlungen und vor allem auch die Umsetzung des Psychiatriekonkordats der Kantone Uri, Schwyz und Zug: Die drei Kantone haben ihre Planungskompetenzen und ihre eigenen psychiatrischen Leistungserbringer (ambulante Dienste, Tageskliniken und stationäre Klinik) an das Konkordat abgegeben und machen nun alles gemeinsam. Triaplus ist eine Erfolgsstory, und einige von uns Kantonsräten durften immer wieder an den jeweiligen Generalversammlungen, auch des Kantonsspitals Zug, teilnehmen. Viele andere Vorhaben haben Dich als Regierungsrat beschäftigt, aber ein «Projekt», das so nur die wenigsten von uns erwartet haben war Corona, welche zudem in Deine Zeit als Landammann 2021 und 2022 fiel. Dort wars Du mit frühzeitiger ehrlicher Kommunikation zur Stelle und warst auch persönlich medial präsent und ansprechbar. Das Resultat war bei den Wahlen 2022, dass Du das beste Wahlresultat aller Kandidaten für den Regierungsrat erzielt hast. Heute haben wir, auch dank Deinen Kollegen und auch diesem Rat, die aktuell vierttiefste Krankenkassenprämie der Schweiz, die Übernahme von 99% der stationären Spitalkosten in den kommenden Jahren 2026 und 2027 mit der grossen Wirkung auf die Prämien des Mittelstandes. Und heute beschliessen wir über die Mitfinanzierung eines Neubaus der Berufsschule für die Gesundheitsberufe XUND – auch ein Verbundprojekt von Dir. Es fehlt hier die Zeit auch alle weiteren Leistungen einzeln zu erwähnen – eines ist sicher: Die Gesundheitsdirektion unseres Kantons ist durch die Umstände von Corona und durch Dich eine andere, eine der wichtigsten Direktionen geworden und dürfte dies auch bleiben. Als Gesundheitsdirektor in den Jahren 2020-2022, der ganzen Coronazeit, warst Du sozusagen der Zuger Corona-General! Man muss auch das gute Omen sehen, den bald bist Du «der General im VBS». Wir danken Dir an dieser Stelle nochmals für Deinen damaligen unermüdlichen Einsatz in der Pandemie für die ganze Bevölkerung, für Gesunde und Kranke unter schwierigen Umständen und den wohl schwierigsten Monaten seit dem 2. Weltkrieg.
Doch nun zur Bundesratswahl: Mutig hast Du ganz überraschend für die meisten von uns Deinen Hut elegant in den Ring geworfen und Dich, unterstützt von vielen Parteifreunden aus der Mitte, unterstützt aber auch von Deiner Familie mutig den vielen Medien und den politisch ganz verschieden tickenden Bundeshausfraktionen zum Dialog gestellt. Zunehmend wurdest Du Martin, und damit Deine Kandidatur medial immer ernster und damit wichtiger genommen. Genau bis zu dem Zeitpunkt als der «Blick» am Freitag, 7. März mit einem «Blickorakel» und der Schlagzeile zum Wochenende verkündete, dass Du mit 137 zu 109 im Rennen zum Bundesrat «im Lead» unterwegs seiest. Und wer damals die dazugehörige Analyse der Zahlenmechanik der Fraktionen las, musste gestehen, dass das Orakel ein sehr hoffnungsvolles gewesen ist – und wie wir heute wissen nur wenige Stimmen neben dem Schlussresultat des 2. Wahlganges lag. Kommt hinzu, dass Du die Hürde Deiner Glückzahlen 1-2-3, «123» locker übersprungen hast. Man verstand erstmals, dass Du Deine kommunikativen und menschlichen Qualitäten in den diversen Hearings, nicht nur mit den Bundeshausfraktionen, sondern auch mit diversen anderen Interessengruppen, darunter auch Vertretern der Milizorganisationen der Armee aufzeigen konntest und so vom Aussenseiter aus Baar zum unerwarteten Favoriten in Bern wurdest. Ein genialer Schlachtplan für wahr!
Und heute ist nicht nur im Kanton Zug, sondern v.a. in vielen Medien eine erwartungsvolle «Pfister-Mania» ausgebrochen. Wir haben diese «Pfister-Mania» in Baar, am Umzug, draussen und drinnen in der Waldmannhalle gespürt und am diesjährigen Zürcher Sechseläuten bei der Zunft Wiedikon, an 14. Stelle wird der Beweis dazu in Form von vielen Blumengeschenken zu sehen sein! Zusammen übrigens mit Frau Regierungsrätin Stephanie Eymann, Sicherheitsdirektorin Basel-Stadt und Divisionär Stephan Christen, Stv. Chef Kommando Operationen bis du in guter Gesellschaft bei den Wiedikern mit einer der schönsten Reitergruppen notabene. Allerdings wirst Du ganz im Zentrum des Interesses sein – der neue Zuger Bundesrat an demjenigen Sechseläuten, an dem Zug Gastkanton ist. Als langjähriger Kenner des Anlasses empfehle ich mindestens einen Infanterie-Häfi, einen Haflinger Oldtimer (die Armee beschaffte für die Armee 61 3‘500 solche Fahrzeuge) als Blumentransportfahrzeug mitfahren zu lassen, ein Leiterwagen wird zu diesem Zweck nicht genügen, oder dem traditionellen Anlass angepasst ein paar Trainpferde mit Tragvorrichtung.
Als Historiker bist Du Dich gewohnt nicht nur nach vorne sondern auch zurück zu schauen. Nun – 1.2.3. aller guten Dinge sind drei! Zwei Zuger Bundesräte haben vor Dir im in Bern gewirkt. Erstens: Der von Dir hoch verehrte und Dir gut bekannte Bundesrat Philipp Etter. Der Menzinger war von 1918 bis 1922 als Vertreter der KK, der Katholisch-Konservativen hier im Zuger Kantonsrat und von 1922 bis 1928 Zuger Regierungsrat und in den Jahren 2027/2028 Zuger Landammann. Von 1930 bis 1934 bekleidete er den Zuger Sitz im Ständerat. Er wurde 28. März 1934 mit 115 Stimmen, bei einem absoluten Mehr von 104 Stimmen in den Bundesrat gewählt, Du hast ihn also vor zwei Wochen von den Zahlen her klar geschlagen. Er war von 1934 bis 1959 Innenminister und bekleidete viermal ! das Amt des Schweizer Bundespräsidenten.» Er wurde «L’Étter-nell», der «Unendliche» genannt, aufgrund seiner rekordverdächtigen Zeit im Bundesrat, nicht nur über den ganzen 2. Weltkrieg, sondern auch über die wirtschaftlich schwierigen ersten Nachkriegsjahre.
Der 2. und vorletzte Zuger Bundesrat war Hans Hürlimann aus Walchwil 1947 begann dieser seine politische Karriere mit seiner Wahl, man errät es, in den Zuger Kantonsrat. 1954 wurde er in den Regierungsrat gewählt. (1955 – 1973) 1965/1966 war er Landammann des Kantons Zug. 1967 wählte auch ihn das Zuger Stimmvolk in den Ständerat. Er war von 1974 bis 1982 ebenfalls wie BR Etter Innenminister und bekleidete einmal das Amt des Bundespräsidenten (1979).
Und wir? – wir freuen uns bereits auf das nächste kommende grosse Fest in Baar bei Deiner nächsten Wahl – als 6. Zuger Bundespräsident (1+2+3). Man soll die Feste feiern wie sie fallen, aber das wird sicher eine memorable Feier liebe Kolleginnen und Kollegen des Regierungs-und-Kantonsrates.
Wir sehen und wir lernen: Der Zuger Weg in den Bundesrat führt immer über den Kantonsrat, und er führt immer über die Zuger Regierung in den Bundesrat. Im Gegensatz zu Deinen beiden Vorgängern hast Du allerdings die Wahl über den Ständerat «übersprungen» und hast als sogenannter «Aussenseiter aus der Mitte» eine Mehrheit der Bundesversammlung von Deinen menschlichen und politischen Fähigkeiten überzeugt. Dazu sei Dir an dieser Stelle herzlich gratuliert.
Am kommenden Dienstag, 1. April übernimmst Du von Deiner Vorgängerin Frau Bundesrätin Viola Amherd die vielen Schlüssel zum VBS, dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, dem personell grössten Departement des Bundes. Mit über 12’200 Vollzeitstelle, zudem eine Schweizer Armee mit über 140’000 eingeteilten Bürgerinnen und Bürgerinnen welche Dienst in unserer Milizarmee leisten. Nicht zu vergessen auch der Zivilschutz mit heute 60’000 Eingeteilten, eine Zahl die noch steigen wird. Das Departement hat aber auch im zivilen Bereich wichtige Aufgaben für die Sicherheit der Schweiz und ihrer Bevölkerung: Zum VBS gehören auch die Bereiche Bevölkerungsschutz, der Nachrichtendienst des Bundes sowie das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) und Armasuisse, usw. usf. last but not least das Bundesamt für Cybersicherheit. das Kompetenzzentrum des Bundes für die Beschaffung komplexer Technologie. Zudem gehört die Förderung von Breiten- und Leistungssport zur breiten Themenvielfalt des VBS. Im Jahr 2022 betrug der Aufwand des VBS 8,24 Milliarden Franken und damit rund 10% aller Bundeausgaben.
Die gewaltigen Herausforderungen, welche Dich in den nächsten Jahren beschäftigen werden, ohne Vollständigkeit stichwortartig lauten: Armeefinanzen, Armeeführung: neuer Chef der Armee, neuer Chef der Luftwaffe, neuer Chef des Nachrichtendienstes, Fragen zur Dienstplicht und den Beständen der Miliz, Sicherheitspolitik in Europa, Fragen der immer währenden Schweizer Neutralität, der Zusammenarbeit mit Dritten, neue und alte Kampfflugzeuge, RUAG und andere Bundesbetriebe – and last but least der nationale Sport, mit der Frauenfussball-EM in der Schweiz im Sommer. Und vermutlich noch ein paar weitere?
Was kann man heute als Kantonsrat einem Freund, dem Pfadi Hecht und erfolgreichen und beliebten Regierungsrat auf den Weg nach Bern mitgeben? Ich meine: Bleib wie Du bist, lass Dich nicht verbiegen und gehe Deinen eigenen Weg. Es werden, und ich bin sicher kein Prophet, auch schwierige und schwierigste Situation zu bewältigen, sein. Ich denke nicht nur an kritischen Medienmeldungen, an Enttäuschungen mit Mitarbeitenden aber auch Unfälle bei der Truppe die Dich ganz persönlich betreffen werden, auch wenn Du in keinster Weise daran schuld sein kannst. Trotzdem wirst Du hinstehen, hinstehen müssen, so wie dies schon alle Deine Vorgänger es tun mussten. Du hast als gläubiger Mensch, als Katholik am 12.3. vor versammelter Bundesversammlung die Eidesformel geschworen. (Das war wichtig.) Sie lautet – einfach und klar – sie sei hier wiederholt: «Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung und die Gesetze zu beachten und die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen.»
Es gilt in den nächsten Wochen, Monaten und Jahre nicht nur die Möglichkeiten Dich mit politischen Freunden, mit Familie und Beratern auszutauschen, es gibt auch immer die Möglichkeit den Dialog zu Gott zu führen, Deinen Weg im Gespräch mit ihm zu stärken um die richtigen Schritte zu gehen, auch wenn es dann nicht populär ist. Das ist oft so. Und es gibt bestimmt auch die Möglichkeit nicht immer den Stimmen anderer zu folgen, sondern einfach profan ausgedrückt auf Dein «Bauchgefühl» zu hören.
Die ganze Verantwortung für die Sicherheit unseres Landes ist eine Verantwortung die einen einzelnen Menschen erdrücken kann. Gewinne im Gespräch mit Freunden, aber durchaus auch mit Deinen politischen Gegnern die Bestätigung, dass Du auf dem richtigen Weg bist. Und zögere nicht, Fehler und Unzulänglichkeiten die passiert sind, zuzugeben und den Kurs zu ändern, wenn sich herausstellt, dass Du und Deine Generäle, Du und Deine Kollegen im Bundesrat nicht die genau richtigen Beschlüsse gefällt haben. Lieber zu früh als zu spät.
Ich komme zum Schluss:
Namens aller Anwesenden Kantonsrätinnen und Kantonsräte gratuliere ich Dir nochmals ganz herzlich zu Deiner ehrenvollen Wahl zum Schweizer Bundesrat. Auch wir sind stolz darauf, dass mit Dir der Freistaat Zug und auch die Zentralschweiz in der Landesregierung vertreten sind.
Danke sagen wollen wir an dieser Stelle auch allen denjenigen, welche die grosse Lücke, welche Du hinterlässt, insbesondere dem Landamamann Andreas Hostettler und der ganzen Zuger Regierung, sowie Deinen Mitarbeitenden. Wir wünschen Dir alle von Herzen alles Gute, vorallem gute Gesundheit, loyale und die bestmöglichen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, brilliante Offiziere und Generalstäbler, eine verantwortungsbewusste Miliz und das immer benötigte Quentchen «Fortüne», welche jede grosse Aufgabe auch benötigt. Und diese grosse neue Aufgabe hat Dir das eidgenössische Parlament am 12.3 eindrücklich anvertraut – und vertraut Dir damit diese Aufgabe als 123. Bundesrat erfolgreich zu lösen. Mögen 1.2.3. Deine neuen Glückszahlen von Beginn weg die richtigen Prioritäten sein. And last but not least auch Gottes Segen und Schutz in den kommenden Monaten und Jahren.
Philip C. Brunner
Kantonsrat, Zug

