Kunsthaus Zug – es gibt doch eine gute alternative Lösung
Die jüngsten Ereignisse rund um das Kunsthaus Zug rücken dessen Zukunft und die geplante Erweiterung in den Fokus der Öffentlichkeit und der Zuger Steuerzahlenden.

Seit Jahren wird an diesem Erweiterungsprojekt geplant, die Kosten dieser Planungsphase trägt das Kunsthaus selbst. Nun wäre das Vorhaben kurz vor der Realisierung und rückt damit in den Brennpunkt einer dringenden öffentlichen Diskussion.
Die in öffentlichen Veranstaltungen und den Medien präsentierten Entwürfe für die Erweiterung des Kunsthauses erweisen sich als ein kostspieliger Irrweg. Die offiziell nie kommunizierten, jedoch auf rund 40 Millionen Franken geschätzten Kosten, entsprechen dem Doppelten der ursprünglich veranschlagten Kosten des gescheiterten Vorhabens für einen Neubau Kantonsratssaal beim Regierungsgebäude – ein mahnendes Beispiel für Bauten im sensiblen Altstadtbereich.
Ein beträchtlicher Teil dieser Summe dürften aufwendige statische und geologische Massnahmen verschlingen, um die Stabilität der angrenzenden mittelalterlichen Stadtmauer und der historischen Bausubstanz sicherzustellen. Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen scheint in einem inakzeptablen Missverhältnis zu stehen. Allfällige Beiträge von Stadt und Kanton an einen Erweiterungsbau sind bisher nicht transparent kommuniziert worden. Den Parlamenten ist noch kein entsprechendes Geschäft vorgelegt worden.
Angesichts dieser Fakten drängt sich ein Umdenken auf: Eine Erweiterung am bisherigen Standort scheint aus finanziellen Gründen wohl zum Scheitern verurteilt. Zudem ist es fraglich, ob der Denkmalschutz, der bei privaten Bauvorhaben selbst kleinste Veränderungen eng begleitet, einem derart massiven Eingriff in die geschützte Altstadt tatsächlich zustimmen würde. Ein sofortiger Projektstopp und die Prüfung alternativer, zukunftsfähiger Lösungen sind unumgänglich.
Eine vielversprechende Alternative ist möglich: Die Stadt Zug hat den Kauf von Land auf dem L&G-Areal beschlossen, wo ein Hochhaus mit 19 Stockwerken geplant ist. Die ersten vier Stockwerke, welche gemäss Bebauungsplan ohnehin den vorgesehenen Mindestanteil von 25% Gewerbefläche erfüllen müssen, könnten ideal als neues Kunsthaus genutzt werden.
Diese Lösung würde grosszügige, moderne Ausstellungsräume bieten sowie flexibel und rational organisiert werden. Für die dringend notwendige fachgerechte Lagerung der Werke sollen Lagerräumlichkeiten bereitgestellt werden. In der ehemaligen L&G-Lokremise könnte ein attraktives Bistro entstehen. Auf dem neu entstehenden Theilerplatz würden Kunstwerke im öffentlichen Raum das neue Kunsthaus stärken. Die Stadt könnte, neben der bereits sehr stark frequentierten Seepromenade im rückwärtigen Stadtraum einen weiteren „Cluster“ anbieten.
Dieser pragmatische und zukunftsweisende Ansatz würde die Bedürfnisse des Kunsthauses und der Stadt gleichermassen berücksichtigen. Mit einer zeitgemässen Organisationsstruktur und mit einem attraktiven neuen Kunsthaus würde ein echter Leuchtturm in der regionalen Kunst- und Kulturlandschaft entstehen.
In den letzten Jahren sind bereits diverse Initiativen für einen neuen Kunsthaus-Standort gescheitert. Die Chance für einen strategischen Neubeginn liegt nun auf dem Tisch: Ein „Übungsabbruch“ bei der aktuellen Erweiterungsplanung des Kunsthauses und stattdessen ein Neubeginn am entstehenden Theilerplatz.
Stadtrat und Regierungsrat sind gefordert, diese Chance zu packen und jene Lösung zu favorisieren, welche im langfristigen Interesse des Lebens- und Wirtschaftsstandortes Zug liegt.
Patrick Röösli, dipl. Architekt FH SIA, Kantonsrat, Zug
Philip C. Brunner, dipl. Hotelier EHL, Kantonsrat, Zug