Ein massloser Ausbau der Betreuung?
Letzte Woche wurde im Kantonsrat über die Kinderbetreuung ab dem Alter von 3 Monaten bis Ende Primarschule beraten.

Der Kanton will in diesem Bereich eine Spitzenposition in der Schweiz bezüglich maximalem Angebot anstreben. Der Hintergrund ist, dass er die zu erwartenden Millionen aus der OECD-Mindeststeuer mittels sogenannten ZUG+-Projekten verteilen will. Die Kinderbetreuung ist eines davon, allerdings in dieser Art kein sinnvolles.
Das war auch die Meinung der Gemeinden, äusserten sie sich doch in ihren Stellungnahmen sehr kritisch bis ablehnend. Bis jetzt lag es in ihrer Kompetenz, die Angebote nach ihren Möglichkeiten anzubieten und auszubauen. Bei Annahme der Gesetzesänderungen befielt aber der Kanton, was sie zu tun haben: Vollbetreuung von 7 bis 18 Uhr an allen Schultagen plus Betreuung während der Ferien und dies auch, wenn nur ein einziger Schüler angemeldet ist.
Fairerweise muss man sagen, dass der Kanton damit drei Motionen mit teilweise völlig überrissenen Forderungen umsetzt, was seine Pflicht ist. Der Kantonsrat hätte dies korrigieren können, tat das aber nur zaghaft. Gleichschaltung und Bevormundung der Gemeinden bleiben. Sie bekommen zwar Geld aus der Kantonskasse, aber die Hauptkosten bleibt bei den Gemeinden. Sie bezahlen den Bau und Unterhalt der Infrastruktur zu 100 Prozent.
Als beinahe zynisch kann man die Begründung für diesen Ausbau bezeichnen: Es soll die Attraktivität von Zug gefördert werden, um noch mehr Firmen und Expats in den Kanton zu locken. Gleichentags standen zwölf Vorstösse betreffend Wohnungsnot und Verdrängung Einheimischer auf der Traktandenliste; Kommentar überflüssig. Auch die Erwartung, dass deshalb scharenweise Frauen zurück ins Berufsleben kommen, darf, gerade bei Expats, bezweifelt werden.
Ich frage mich auch, wie zuträglich es für die Psyche der Kinder ist, bis zu elf Stunden am Tag im Trubel der Schule zu verbringen, ohne Rückzugsmöglichkeit in die Ruhe der Familie. Bekanntlich nehmen Fälle von mentaler Überlastung an Schulen sprunghaft zu. Ich bin nicht per se gegen Fremdbetreuung, aber so geht es nicht. Dazu kommt, dass diejenigen Familien, welche ihre Kinder selbstverantwortlich grossziehen, diesen masslosen Ausbau mit ihren Gemeindesteuern mitfinanzieren müssen.
Emil Schweizer, Kantonsrat SVP
Neuheim