HarmoS: Was Eltern und Stimmbürger übersehen haben
Viel schlimmer als die frühe Einschulung – sie kann jetzt plötzlich flexibel gestaltet werden – sind die übrigen „Harmonisierungen“ im kantonalen Bildungswesen, für die es nach einem Konkordatsbeitritt keine Mitsprache der Bürger mehr gibt.
Es sind die Bestimmungen über Bildungsstandards und deren Ueberprüfung. Im Klartext heisst das eidgenössische Bildungsinhalte, Lehrpläne und Lehrmittel. Dazu interkantonale Tests in Sprachen, Mathematik/Naturwissenschaften, Sozialem, Musischem und Sport in der 2.,6. Und 9. Klasse. d.h. 15 Tests in drei Jahrgängen. Solche Prüfungen von aussen bringen eine ungeahnte Unruhe bei Schülern, Lehrern und Eltern. Anonyme Statistiker errechnen Prozentzahlen, erstellen Leistungs- und regionale Ranglisten, welche nur Schreibtischpädagogen glücklich oder unglücklich machen. Die betroffenen Schüler und Lehrer erhalten keine oder sehr späte inhaltlichen Rückmeldungen, was man schon aus dem Ausland kennt. Pisa lässt grüssen!
Man muss solche Testorgien erlebt haben. Die Schüler werden schon Wochen vorher nervös oder nervöser gemacht. Letzten Endes ist ihnen das Ankreuzen der richtigen Lösung zuwider. Sie reagieren mit Falschmeldungen, Sensible sogar mit psychosomatischen Störungen.
Das interkantonale Gremien EDK – meist Politiker, nicht Pädagogen – sind trotz Beratern wenig vertrauenswürdig, eine solche Harmonisierung in 5-6 Fächern durchzuführen. Muster solcher „Planbildung“ war nach über 20 Jahren das Fiasko des Frühfranzösischen und jetzt das Durcheinander in der Sprachenregelung mit Primarschulfranzösisch und -Englisch, wo sich das Chaos bald in den weiterführenden Schulen zeigen wird.
Das HarmoS-Konkordat ist politisch an der Urne zurückzuweisen – für weniger überrissene Angleichungen.
Dr. Robert Keiser-Stewart
St. Niklausen / Horw
01. März 2009