Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!
Replik „EU-Fahne soll nicht weiterflattern“
Wenn der deutsche Staatsbürger und EU-Bürger Sven Vock meint, sich über den Präsidenten der SVP der Stadt Zug lustig zu machen, nur weil dieser von seinem direktdemokratischen Recht Gebrauch macht, dann stellen sich mir als Schweizer Bürger schon Fragen.
Herr Vock lebt seit 30 Jahren in der Schweiz und hat eine gut bezahlte Position als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft einer ausländischen Firma inne. Diese Gesellschaft profitiert also direkt und indirekt vom Steuerprivileg des Kantons Zug und von seinen Standortvorteilen. Daher finde ich es nicht angebracht, wenn Herr Sven Vock uns Schweizern den Spiegel vorhalten will. Dies umso mehr als unser Land das Auswandererland Nummer 1 der Deutschen geworden ist. Mehr als 20’000 Deutsche verliessen letztes Jahr das EU-Land Deutschland Richtung Schweiz.
Das Zuger Steuerprivileg wurde in der letzten Zeit von der EU massiv kritisiert und angegriffen. Damit mischt sich die EU, die erst kürzlich wieder durch die Annahme der EU-Verfassung durch die Hintertüre gezeigt hat, wie undemokratisch sie ist und wie das Volk nichts mehr zu sagen hat, in die Souveränität unseres Staates ein. Diese Einmischung ist es, die uns Schweizer und wohl auch SVP-Gemeinderat Manuel Brandenberg stört. Darum ist in einem demokratischen Staat das Ansinnen von Herrn Brandenberg, die Legitimität dieser Europa-Flagge zu hinterfragen, gestattet. Die Schweiz ist zwar ein Teil Europas aber nicht ein Teil der EU und wird es hoffentlich nie werden. Die Europa-Flagge, die von 1953 bis 1983 dem Europarat als Emblem gedient hatte, wurde vor nun bald 25 Jahren vom europäische Parlament zur offiziellen EU-Flagge bestimmt. Wir Schweizer sind keine Anti-Europäer, aber wir lassen uns nicht von einer undemokratischen EU unsere demokratischen Institutionen wegnehmen.
Diese Haltung der EU zur Schweiz kann mit folgender Fabel umschrieben werden: „Der schlaue Fuchs (EU) kommt zum Igel (Schweiz) und teilt ihm mit, dass der Frieden ausgebrochen sei. Er solle nun seine Stacheln ablegen. Der Igel, der die Stacheln nur zu seiner Verteidigung besitzt, macht seinerseits den Fuchs darauf aufmerksam, dass er dies gerne tun wird, aber erst dann, wenn der Fuchs seine scharfen Zähne entfernt hat“.
Wenn man den Schweizern, die zu Ihrer Souveränität und Neutralität stehen Igelmentalität vorwirft, so wie dies der links-grüne Politiker Patrick Steinle kürzlich in einem Leserbrief tat, so hat dies mit einem ureigenen Reflex zu tun, der in der Geschichte unseres Landes beruht. Es gab doch eine Zeit, in dem uns ein Führer aus dem grossen Kanton ins „Tausendjährige Reich“ führen wollte. Undenkbar wäre es für die Mehrheit der Schweizer zu diesem Zeitpunkt gewesen, dass man die mit einem Hakenkreuz geschmückte Flagge in der Schweiz hätte flattern lassen. Dies obwohl es auch damals viele Anpasser gab, die Teil des Dritten Reiches sein wollten.
Die Mehrheit der Schweizer will nicht in die EU. Also ist Frage von SVP-Präsident Manuel Brandenberg legitim, welche Hoheitszeichen in der bisher immer noch EU-unabhängigen Schweiz und damit in Zug wehen sollen.
Ernst J. Merz, Zug
9. Juli 2007