SVP Kanton Zug
Wird unsere Gesellschaft unverbindlicher?
Liebe Leserinnen und Leser, ist es ihnen auch schon passiert, dass Sie an einem Tag zeitgleich drei verschiedene Anlässe besuchen sollten? Hand aufs Herz, wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen? Haben Sie sich den schönsten Anlass ausgesucht – also die Rosine herausgepickt – und haben die zwei anderen Anlässe, ohne sich abzumelden, fahren lassen? Ein solches Verhalten wird heute fast als normal eingestuft. Aber die Frage ist hier gestattet: Ist das wirklich normal?
Ist normal, was die Mehrheit einer Gesellschaft macht? Nach dieser Definition ist Ihr Verhalten also absolut normal. Wieso hatten Sie eventuell dennoch ein komisches Gefühl in der Magengegend? Hätte ich mich für die zwei anderen Anlässe abmelden sollen? Wäre doch heutzutage einfach und bequem. Schnell ein E-Mail schreiben und alles wäre im Butter. Was aber, wenn der erste Anlass doch nicht das Gelbe vom Ei wäre, ich vorzeitig „abschleichen“ würde um den zweiten Anlass, wenn auch etwas später, noch zu besuchen? Wäre doch viel besser, ich hätte noch alle Möglichkeiten offen und könnte für mich das Beste aussuchen!
Genau so funktionieren heute viele Leute. Lieber nichts Verbindliches sagen – oder noch schlimmer – schreiben! Unverbindlichkeit macht doch frei! Man hält sich so alle Optionen offen. Wenn Sie, lieber Leser, schon einmal in einem Verein Helfer für einen Anlass suchen mussten, wissen Sie, wovon ich schreibe! Unverbindlichkeit ist ein Steckenpferd, das heute viel und gerne geritten wird. Was ist eigentlich der Hintergrund?
Gerade bei gleichzeitig stattfindenden Anlässen müssen wir oft Prioritäten setzen. Dies ist wahrlich nicht immer einfach! Wie soll ich den 50. Geburtstag einer guten Kollegin und einen wichtigen Auftritt meiner Band unter einen Hut bringen? Ich muss mich zwangsläufig für einen Anlass entscheiden. Da stecke ich sicherlich in einem Dilemma. Wie gehe ich nun damit um? Das Beste ist wohl, immer nach denselben Kriterien zu entscheiden. Die Prioritätenliste ist natürlich sehr persönlich. Zum Beispiel: Familie – Beruf – Verwandte – Kollegenkreis – Verein – diverse. Eine solche Reihenfolge hat den Vorteil, dass Sie gut argumentieren können, wenn Sie durch Ihren Entscheid jemanden enttäuschen müssen. Weiter entscheiden Sie weniger gefühlsmässig, dadurch ist Ihr Entscheid nachvollziehbar. Wichtig ist auch, dass Sie Ihr Verhalten klar und deutlich kommunizieren. Ein klärendes Gespräch wirkt oft Wunder.
Eine weit verbreitete Gesellschaftskrankheit besteht darin, dass viele Leute glauben, an jedem Anlass dabei sein zu müssen. Gerade bei Politikern ist diese Krankheit weit verbreitet. Man gilt in diesen Kreisen schnell als „unsportlich“, wenn man mit gutem Recht mal einen Anlass nicht besucht. Ich persönlich muss nicht zwingend bei jedem politischen Thema ein Spezialist sein. Das ist heute unmöglich. Es ist völlig legitim, wenn sich jemand für ein bestimmtes Thema nicht interessiert. Da soll er die Diskussionen besser den interessierten Kreisen überlassen. Zugegeben, es braucht Grösse, sich klar und deutlich von einem politischen Thema zu distanzieren.
Persönlich ist es wohl besser, nur bei wenigen politischen Themen sattelfest zu sein und deren Inhalte dafür sehr genau zu kennen. Jede Partei hat ihre Spezialisten, das ist schlussendlich auch richtig so!
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen für die Zukunft möglichst wenig Terminkonflikte und ab und zu einen freien Abend, den Sie sicherlich zu geniessen wissen.
Roland von Burg, Kantonsrat SVP
